Angebliche Mängel bei Berechnung der Leistungsfähigkeit von Stuttgart 21 werden geprüft

Das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur (MVI) prüft Vorwürfe, wonach die Leistungsfähigkeit von Stuttgart 21 falsch berechnet worden sei. „Wir gehen der Frage nach, ob die erhobenen Vorwürfe begründet sind, und ob sich daraus Hinweise ableiten lassen, dass die Leistungsfähigkeit von Stuttgart 21 nicht dem vertraglich Vereinbarten entspricht. Das verstehe ich unter konstruktiv-kritischer Begleitung des Projekts“, erklärte Minister Winfried Hermann am Dienstag, 20. März 2012 in Stuttgart. Dies gelte sowohl für den angeblichen Fehler in der Simulationssoftware „RailSys“, als auch für die in der Internetplattform „Wikireal.org“ dokumentierten Vorwürfe, mit dem Stresstest werde die bahneigene Richtlinie nicht eingehalten.

„Wir werden prüfen, ob sich Handlungsbedarf ergibt“, sagte Minister Hermann. „Dazu müssen wir uns aber zunächst ein Bild machen, was Sache ist. Sollte sich tatsächlich herausstellen, dass die geplante Infrastruktur mangelhaft ist, müssten Verbesserungen veranlasst werden, so lange das noch möglich ist.“

Für das MVI ist es selbstverständlich, die aufgeworfenen Fragen zunächst der Bahn, die den Stresstest durchgeführt hat, und der Firma SMA & Partner AG, die den Stresstest auditiert hat, mit der Bitte um Stellungnahme vorzulegen. Die komplexe Materie wurde deshalb vor einigen Tagen in einem ausführlichen Fachgespräch von Mitarbeitern des MVI mit den Experten von Bahn und SMA erörtert. Das Ergebnis dieses Treffens werde nun von den Fachleuten im MVI ausgewertet.

Das MVI wird als nächsten Schritt über die Zwischenergebnisse mit den Vertretern der Internetplattform „Wikireal.org“ diskutieren. Sie sollen nach dem Willen des MVI auch Gelegenheit bekommen, über ihre Darstellung im direkten Austausch mit Fachleuten von Bahn und SMA zu debattieren. Dies war zunächst von der Bahn abgelehnt worden. Zwischenzeitlich hat aber die DB-Spitze die Bereitschaft zu einer solchen unmittelbaren Gegenüberstellung signalisiert. Sollten danach noch Fragen offen sein, wird das MVI prüfen, wie eine abschließende Klärung herbeigeführt werden kann.

Das MVI hatte sich bereits zeitnah nach Bekanntwerden des angeblichen Softwarefehlers an den Hersteller, die Fa. RMCon GmbH, gewandt. Von dort wurde telefonisch bestätigt, dass das Programm „RailSys“ bei Haltezeitverzögerungen von Zügen im Bahnhof das Ausfahrtssignal erst kurz vor der realen Abfahrt des Zuges auf grün gestellt werde. In der Realität wird das Ausfahrtssignal jedoch schon kurz vor der planmäßigen Zugabfahrt auf grün gestellt. Dadurch werden die Fahrmöglichkeiten anderer Züge für eine längere Zeit blockiert. Dadurch werde die Leistungsfähigkeit prinzipiell positiv beeinflusst. Es handle sich dabei jedoch nicht um einen Softwarefehler, sondern um eine „Modellunschärfe“. Die Auswirkungen auf die modellierte Leistungsfähigkeit seien nicht erheblich. Der Effekt könne durch andere Einstellungen im Programm korrigiert werden.

Quelle: Ministerium für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg

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