Seit 25 Jahren: Stuttgarts Stadtbahn und das blaue U – Quadratisch, praktisch, unabhängig

Pressemitteilung der SSB vom 11.08.2014

K-U-HaltestelleHeute ist es so allgegenwärtig, dass es wohl nur noch Nicht-Stuttgartern auffällt: das grafische Symbol für die gelbe Stadtbahn Stuttgarts, in Gestalt des weißen großen Buchstabens U in einem blauen Quadrat. Vor 25 Jahren, im Sommer 1989, ist es im Verkehrsnetz der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) generell für die Linien und Haltestellen der Stadtbahn eingeführt worden, zunächst an den Stationen. Schritt für Schritt tauchte es als Linienkennbuchstabe auch an den gelben Zügen der Stadtbahn auf, die in Stuttgart damals wenige Jahre zuvor, 1985, erstmals an den Start gegangen war. Zur Eröffnung der Linie U 9 Hedelfingen – Vogelsang, Ende September 1989, präsentierten sich Haltestellen wie Züge erstmals komplett mit dem markanten U.

Seit jener Zeit leistet dem U in seinem Quadratfeld auch ein diskreter Zusatz darunter Gesellschaft: der Begriff „Stadtbahn“. Denn jenes U als solches kannten die Stuttgarter schon länger: Ursprünglich markierte es die Lage der unterirdischen Haltestellen, dann diente es als eine Art heimliches Logo für die Aktivitäten der SSB, die sich damit Anfang der 1970er Jahre ein modernistisches Gepräge gab, zur Unterscheidung des entstehenden unterirdischen Streckennetzes von der althergebrachten Straßenbahn. Und schon viel früher, ab 1960, galt zunächst die in die so genannte „zweite Ebene“, sprich unter die Erde verlegte, unterirdische Straßenbahn als Maß der Dinge – fachlicher: die „U-Straßenbahn“, in der saloppen Fachsprache: U-Strab. Seinerzeit hielt das große U erstmals als Emblem in Stuttgart Einzug, noch in recht unterschiedlichen Erscheinungsformen.

Ab Ende der 1960er Jahre wurde eine echte U-Bahn für Stuttgart angestrebt, und ab 1976, nach den Folgen der Öl- und Wirtschaftskrise, besannen sich die Planer bei Tiefbauamt und SSB auf den Mittelweg: Unterirdisch wo nötig, oberirdisch wo möglich hieß nun die Devise. Dazu gab es einen neuen Begriff für das neue System: Stadtbahn. Mit der Einführung des Stuttgarter Verkehrsverbundes, 1978, war eine einprägsame Symbolkennzeichnung der verschiedenen Verkehrsmittel erwünscht. So trat die S-Bahn unter dem bundesweit bekannten grün-weißen S-Logo in Erscheinung. Die Buslinien erhielten zur Kennzeichnung ein rotes Achteck. Die Straßenbahn fuhr zunächst als graue Maus, denn das blaue U-Symbol – da legte die Nahverkehrsbranche Wert darauf – war U-Bahnen (im eigentlichen Sinne: Untergrundbahnen) oder vergleichbar ausgestatteten Nahverkehrssystemen vorbehalten, mit U-Bahn-artigem Gepräge und barrierefreiem Einstieg. Mit beidem konnte die SSB erst ab 1985 erstmals dienen, mit Eröffnung der ersten Stadtbahnlinie 3, zunächst auf den Fildern. Markanter geschah dies ab 1987 mit der ersten die Innenstadt berührenden Stadtbahnlinie 1 nach Fellbach. Erst als nach und nach die barrierefreien Bahnsteige dazukamen, auch außerhalb der unterirdischen Stationen, womit sich die Stadtbahn immer deutlicher von der Rest-Straßenbahn unterschied, wagte Mitte 1989 die SSB den Schritt zur optischen Unterscheidung: Aus den damaligen Stadtbahnlinien 1, 3 und 14 wurden U 1, U 3 und eben U 14, gefolgt von der ganz neuen U 9.

S-U-Arnulf-Klett-PlatzEs bot sich an, als Symbol dafür das seit langem von den U-Bahnen in Deutschland bekannte U-Signet zu übernehmen, das schon aus anderen Städten hohen Wiedererkennungseffekt besitzt. Doch damit den Stuttgartern niemand an den (Stadtbahn-) Wagen fährt, weil sie nun überall ein Zeichen verwenden, das nicht für eine echte U-Bahn steht, fügte die sparsame SSB einfach besagte Schriftzeile „Stadtbahn“ dazu, anstatt ein ganz neues Symbol zu erfinden: U-Bahn auf schwäbisch! Längst haben sich heute die „Eingeborenen“ an den Begriff Stadtbahn gewöhnt. Die Jungen sind schon damit groß geworden. Vor allem die Zugezogenen beziehen sich freilich gerne auf die „U-Bahn“. Und dann gibt es noch die Gruppe der Beharrlichen, die fleißig mit der Stadtbahn fährt, aber konsequent von der „Schtroßaboh‘“ spricht, obwohl nun die in Stuttgart seit 2007 endgültig zum alten Eisen zählt.

Ja, und weil alles seinen Sinn haben muss: Für was steht es denn nun in Stuttgart in seinem blauen Quadrat, das berühmte U, sozusagen ein begriffliches Findelkind, wenn es mit „seiner“ U-Bahn nichts zu tun haben darf? Sybillinisch weist man bei der SSB seit jeher darauf hin, jenes unschuldige U stehe – so die Definition des Verbandes der Verkehrsunternehmen – für den gesonderten oder gar unabhängigen Bahnkörper, der Stadtbahnstrecken in aller Regel kennzeichnet, als wesentliche Abgrenzung zur Straßenbahn, die sich direkt auf der Straße breit (oder vielmehr schmal) gemacht habe. Wem aber unübersehbar, unabkömmlich oder unermüdlich in den Sinn kommt, oder wenn man bedenkt, wie flexibel die Stadtbahn längst in die enge Landeshauptstadt eingepasst wurde, auch dort, wo man anfangs dachte, es ginge nicht: der liegt mit urban oder universell auch nicht falsch.

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