Stuttgart liegt am Nesenbach

Tödliches Wasser

Wer heute in Stuttgart einen Blick auf den Nesenbach oder den Furtbach werfen will, wird wenig Glück haben. Die Bäche, welche jahrhundertelang das Stadtbild mitbestimmten und generationenlang als Abwasserkanal ge- oder besser missbraucht wurden, sind in der Kanalisation verschwunden.

Früher, als sie noch nicht unterirdisch flossen, brauchten sie die Bewohner der Stadt genauso sehr wie sie ihr Hochwasser fürchteten. Am 31. Juli des Jahres 1508 berichtet die Chronik der Stadt von der folgenschwersten Flutwelle dieser Gewässer. Gegen Mittag dieses Tages ging in der Heslacher Gegend ein wirklich schreckliches Gewitter nieder. In Minutenschnelle stand das ganze Tal unter Wasser. Als Folge bewegte sich eine wilde Flutwelle talabwärts der Stadt entgegen. Verängstigt durch die herannahenden Wassermassen schloss der Torwärter in aller Eile das Hauptstätter Tor. Eine folgenschwere Fehlentscheidung, denn anstatt ablaufen zu können, sammelte sich das Wasser vor der St. Leonhards Vorstadt. Schließlich gab ein Stück der Mauer nach und brach zusammen, mit einem Mal konnten sich die ganzen Wassermassen in die Stadt ergießen.

Die Folgen waren unabsehbar, mehrere Häuser stürzten ein, das Inventar von Wohnungen, Geschäften und Werkstätten wurde fortgespült und das Vieh ertrank in den Ställen. Ein Amboss soll von der Flut bis auf den Marktplatz getrieben worden sein, wo das Wasser noch über einen Meter hoch stand. Wie viele Menschen den Tod fanden, ist nicht überliefert, die Zahl dürfte auf jeden Fall beträchtlich gewesen sein.

Eine der 40 Stuttgarter Geschichten von Jörg Trüdinger, die wir mit seiner freundlichen Genehmigung hier veröffentlichen dürfen, vielen Dank Jörg.

Weitere Infos:
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