Steillagen sind unverzichtbare Markenzeichen des Weinbaulandes

Posted by Klaus on 20th März 2012 in Allgemein

„Mauerweinberge sind nicht nur Basis hervorragender Weine – sie haben auch große ökologische Bedeutung: Die geschützten Biotope geben einer Vielzahl von zugewanderten, teilweise bedrohten Pflanzen und Tierarten eine neue Heimat. Als über Jahrhunderte entstandene Gesamtkunstwerke sind sie zugleich touristische Anziehungspunkte und stärken Baden-Württembergs Ruf als Genießerland . Der Landesregierung ist es daher ein wichtiges Anliegen, den Steillagen-Weinbau zu unterstützen und die Trockenmauern zu erhalten“, sagte Weinbau- und Verbraucherminister Alexander Bonde anlässlich eines Besuchs der Weinbau-Steillagen in Esslingen. Dort findet ein hoher Anteil des Weinbaus in terrassierten Steilhängen mit Trockenmauern statt. Im Land gibt es rund 1.000 Hektar Terrassenweinberge mit Trockenmauern, insbesondere entlang des Neckars, aber auch in Südbaden.

Anbaustopp für Reben erhält auch Steillagen-Weinbau

Auch vor dem Hintergrund der großen Bedeutung des Steillagen-Weinbaus setzt sich Baden-Württemberg gegen die Aufhebung des Anbaustopps für Reben auf europäischer Ebene ein. „Wenn die EU den Anbaustopp für Reben aufhebt, wären unsere gewachsenen Weinbaukulturlandschaften, insbesondere unsere Steillagen, akut bedroht. Zugleich müssten wir einen Rückschlag in Sachen Nachhaltigkeit befürchten, denn auch hier haben Steillagen Vorbildfunktion“, betonte Bonde. Aktuell plane die EU-Kommission, den Rebenanbau grundsätzlich auf allen Flächen möglich zu machen. Dies würde dazu führen, dass sich der Weinbau in die Flachlagen ausdehne, schwierig zu bewirtschaftende Lagen – wie die Steillagen – kämen dadurch unter enormen Kostendruck, so der Minister. „Die Begrenzung der Anbaufläche schiebt einer Massenproduktion von Weinen auf jeglichen Flächen einen Riegel vor – und genau das ist unser Interesse. Die Wertschöpfung im Weinbau ist in Baden-Württem­berg in besonderer Weise an Qualität, Herkunft, Tradition und regionale Identität gebunden. Das soll auch in Zukunft so bleiben“, unterstrich Bonde. Baden-Württemberg werde daher in Zusammenarbeit mit den Weinbauverbänden im Land auch weiterhin alles unternehmen, um den Anbaustopp für Reben zu erhalten. Bislang hätten sich bereits 15 Mitgliedstaaten der EU für die Beibehaltung des Anbaustopps ausgesprochen.

Land unterstützt Steillagenweinbau auch in Zukunft

Der Steillagenweinbau stellt hohe Anforderungen an seine Bewirtschafter, weil vieles in Handarbeit erledigt werden muss. Bei Steillagen mit Trockenmauern kommt ein erheblicher zusätzlicher Aufwand für die Erhaltung der Mauern hinzu. „Wir werden Investitionen in den Mauersteillagen und Handarbeitslagen auch in Zukunft fördern“, sagte Bonde zu. Mit einem Bündel an Fördermaßnahmen federe das Land die hohen Kosten des Steillagenweinbaus ab. Selbstverständlich könnten die Fördermaßnahmen und mittelbaren Hilfestellungen aber nur einen Beitrag zum Erhalt des Steillagenweinbaus leisten. „Der Dreh- und Angelpunkt ist die Wirtschaftlichkeit des Steillagenweinbaus“, betonte der Minister. Die besondere Qualität der Weine aus Steillagen müsse daher am Markt mit entsprechenden Vermarktungsstrategien herausgestellt werden. „Die Weinbausteillagen sind ein Markenzeichen des Weinbaulandes Württemberg, sie bieten daher auch viele Möglichkeiten, den Weintourismus auszubauen“, sagte Bonde. Das Land habe als Unterstützung der Weinbauern den Bereich Weintourismus an der Weinbauschule Weinsberg eingerichtet.

Neue Broschüre zu Trockenmauern und mobile Trockenmauerschule

Ein besonderes Anliegen sei dem Ministerium, das Wissen um den Trockenmauerbau zu erhalten. Um diese Anbauweise zu erhalten, habe die Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Heidelberg in Zusammenarbeit mit den beiden Weinbauanstalten in Freiburg und Weinsberg eine Broschüre zum Trockenmauerbau in Weinbau- Steil­lagen erstellt. Diese solle Fachkenntnisse zum Bau von Trockenmauern vermitteln und bewahren. „In dieser Broschüre ist das gesamte Wissen rund um den Trockenmauerbau festgehalten. Damit kommen wir dem Ziel, Trockenmauern zu erhalten und zum Erhalt der Artenvielfalt beizutragen, wieder ein Stück näher“, so der Minister bei der Vorstellung der Broschüre. „Dem Wissensverlust um den Mauerbau begegnen wir außerdem mit einer ‚mobilen Trockenmauerschule‘, indem wir Multiplikatoren in Sachen Mauerbau schulen“, kündigte Bonde abschließend die nächste Maßnahme seines Hauses zum Erhalt der Trockenmauern an.

Hintergrund:

Im Rahmen der Reform Weinmarktorganisation hat die EU im Jahr 2008 beschlossen, den seit 1976 bestehenden Anbaustopp für Reben nur noch bis Ende 2015 in Europa zu befristen. Danach kann der Anbaustopp von den Mitgliedstaaten bis höchstens Ende 2018 verlängert werden. Der Wegfall des Anbaustopps würde in vielen Regionen Europas unweigerlich die Entstehung agrarindustrieller Produktion in einfach zu bewirtschaftenden Flachlagen zur Folge haben und die Bemühungen um die Förderung von Weinqualität, regionaler Typisierung, den Erhalt gewachsener, attraktiver Kulturlandschaften sowie Steillagen in Frage stellen. Die Europäische Kommission ist verpflichtet, bis spätestens 2012 eine Halbzeitbewertung der bestehenden Weinmarktreform durchzuführen und insbesondere die Frage der Handhabung des Anbaustopps zu bewerten.

Die Broschüre zum Trockenmauerbau kann über die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg, Diebsweg 2, 69123 Heidelberg, poststelle@lvg-heidelberg.de , gegen eine Schutzgebühr von 19,90 Euro bezogen werden.

Quelle: Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg

Foto, Archiv GKB

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