Pressemitteilung von Polizeipräsidium Stuttgart
Innenminister Reinhold Gall, Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Polizeipräsident Franz Lutz gedenken mit Angehörigen und Kollegen gemeinsam der Bluttat auf der Gaisburger Brücke
Zum Gedenken und in Erinnerung an die Geschehnisse vor 25 Jahren haben sich am Freitag (08.08.2014) Angehörige sowie Kolleginnen und Kollegen der Stuttgarter Polizei gemeinsam mit Innenminister Reinhold Gall, Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Polizeipräsident Franz Lutz auf der Gaisburger Brücke ein- gefunden. Die Polizeiobermeister Harald Poppe und Peter Quast waren dort am 8. August 1989 von einem Afrikaner während einer Personen- kontrolle mit einem Bajonett getötet worden.
Der Innenminister und der Oberbürgermeister legten gemeinsam mit Polizeipräsident Franz Lutz, stellvertretend für alle Polizeiangehörigen des Landes, des Polizeipräsidiums Stuttgart und die Landeshauptstadt, Kränze nieder und sprachen Worte des ehrenden Gedenkens an die ums Leben gekommenen Kollegen. Sie erinnerten an die tiefe Betroffenheit aller damals am Geschehen Beteiligten, gleich, ob sichtbar oder an der Seele verletzt.
Die Polizei-Kollegen Jürgen Hähnlein, Joachim Lohmüller und Gunther Albrecht hatten damals, zum Teil wie durch ein Wunder, überlebt. Auch alle anderen Beteiligten und Angehörigen, die noch heute die Bilder wie damals im Gedächtnis tragen, schlossen die Redner ausdrücklich in das ehrende Gedenken und das Mitgefühl ein.
„Der 8. August ist ein schmerzhafter Tag für die Polizei. Es war jener Tag, an dem die Nachricht vom Mord an Polizeiobermeister Harald Poppe und an Polizeiobermeister Peter Quast und der lebensbedrohlichen Verletzung ihrer Kollegen Jürgen Hähnlein, Joachim Lohmüller und Gunther Albrecht über die Polizei hereinbrach“, sagte Innenminister Reinhold Gall.
Die Bluttat auf der Gaisburger Brücke sei ein furchtbares Ereignis für die Polizei gewesen. Unbeschreiblich aber sei das Leid, das die Tat über die Angehörigen und die Überlebenden gebracht habe. Eben nicht nur an Gedenktagen, sondern jeden Tag in 25 Jahren. „Deshalb sind wir heute hier, um unser Mitgefühl zu zeigen. Aber auch, um den Toten zuzurufen: Ihr seid nicht vergessen“, unterstrich Gall.
Dieses Ereignis führe auf tragische Weise vor Augen, dass die Gefahr im Polizeiberuf aus dem Nichts, aus der täglichen Routine heraus entstehen könne. Jede Polizeibeamtin und jeder Polizeibeamte wisse, dass es keinen vollkommenen Schutz gebe. „Trotzdem stellen sich Männer und Frauen in diesen Dienst. Das ist mutig“, betonte der Innenminister. „Peter Quast und Harald Poppe, aber auch ihre überlebenden Kollegen, haben Verantwortung für die Werte unserer freiheitlich demokratischen Gesellschaft übernommen und dabei ihr Leben verloren.“
Oberbürgermeister Fritz Kuhn erinnerte in seiner Ansprache an das Unfassbare, das damals plötzlich Wirklichkeit geworden war und ganz Stuttgart gelähmt hatte. Kuhn sagte: „Der 8. August 1989 hat sich in das Gedächtnis vieler Stuttgarter eingegraben. Es war ein schlimmes Verbrechen. Zwei Polizisten wurden getötet, zwei weitere schwer und einer leicht verletzt. Der Täter, ein Flüchtling, dessen Asylantrag abgelehnt worden war, wurde erschossen. Die Wunden, die diese sinnlose Tat gerissen hat, schmerzen noch heute. Mein Mitgefühl gehört den Familienangehörigen der Opfer und den Polizisten, die diese Tat überlebt haben.“
Die Anteilnahme in der Bevölkerung war damals und ist auch heute noch bei denen, die sich erinnern, groß. Tausende Menschen drückten damals ihr Mitgefühl mit den Angehörigen der Opfer und ihrer Stuttgarter Polizei in Leserbriefen, persönlichen Schreiben und durch die Teilnahme an der Trauerfeier im Dom St. Eberhard aus. Das Geschehen ist auch heute noch vielen präsent.
Landespolizeipfarrer Albrecht Sautter sprach den Angehörigen sowie Betroffenen Worte des Trostes und der Hoffnung zu und lud alle Gedenkenden zum Gebet und zur liebevollen Erinnerung ein.
Neben der Witwe von Peter Quast war es auch den in Stuttgart lebenden Eltern von Harald Poppe möglich an der Gedenkfeier teilzunehmen. So konnte den anwesenden Angehörigen auf diese Art gezeigt werden, dass der Sohn, Polizeiobermeister Harald Poppe und der Mann, Polizeiobermeister Peter Quast, unvergessen bleiben. ***
Am 8. August 1989 geriet ein abgelehnter Asylbewerber bei einer Personenkontrolle in Panik und stach mit einem in einer Zeitung versteckt unter dem Arm getragenen Bajonett innerhalb weniger Sekunden auf fünf Polizeibeamte ein.
Das furchtbare Geschehen auf der Gaisburger Brücke endete mit dem Tod von zwei Polizisten, zwei weitere wurden schwer verletzt, rangen mit dem Tod und überlebten.
Der Asylbewerber Frederic Otomo, der sich während der Kontrolle losgerissen hatte und flüchten wollte, wurde von drei Schüssen aus der Waffe eines auf dem Boden knieenden überlebenden Polizeibeamten tödlich verletzt.
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