Dinosaurier in „Recycling Art“

Posted by Klaus on 5th Juli 2013 in Allgemein, Fotos, Künstler/innen

Eine Kunstausstellung der besonderen Art im Garten bei Familie Güttner-Geschwill

Bad Herrenalb. Kurz nach 18 Uhr lugt ein kleiner Junge verschmitzt hinter dem Zaun hervor „Darf ich den Dino sehen?“ – Der junge Spezialist will sich persönlich überzeugen, ob das vielgepriesene Objekt wirklich ein Reptil aus der Kreidezeit darstellt.

Und ob! Gerhard Geschwill, der Kurator der ungewöhnlichen Ausstellung lehnt sich an das drei Meter lange Kunstobjekt und lächelt verständnisvoll: „Die Skulptur sieht zugegebener Maßen wirklich wie ein Dinosaurier aus“ und ergänzt: „Der könnte als künstlerisches Ausstellungsstück sogar in der Empfangshalle eines Naturkundemuseums stehen.“ Der zähnefletschende Prototyp aus prähistorischer Zeit ist ein Unikat von Timothy Wildhorse Salt. Der Engländer lebt in Worms und arbeitet mit Materialien, die er auf Schrottplätzen und bei landwirtschaftlichen Betrieben findet. Diese Technik gilt als „Recycling Art“. Der Künstler versucht nach Aussage von Geschwill das Objekt so präzise wie möglich wiederzugeben, „fast als „trompe d’oeuil“, also als Augentäuschung, wobei man erst beim Näherkommen feststellt, dass es gar kein Original, sondern eine Wiedergeburt aus ganz fremden Materialien ist. Darüber geht aber Timothy Wildhorse Salt weit hinaus : Viele seiner Skulpturen entwickeln eine eigene Existenz und Aussage.“

Für den kleinen Nachbarjungen war der Dino zwar nicht realistisch, aber dennoch „stark“. Er hatte bislang noch nie ein Skelett eines Reptils gesehen, dessen Rippen ehemals als Pflugscharen dienten. Nachdem diese minimalistischen Detailfragen geklärt sind, ziehen der große Ausstellungsmacher und der kleine Dino-Fachmann durch den Garten am Buchenhain, um weitere Kunstwerke zu beäugen. Die Feen auf Stelen überzeugen den jungen Kunstinteressenten. Die witzig-frechen Figurenköpfe erinnern ihn an Figuren aus seinen Comic-Heftchen. „Ja, die sprühen vor Schabernack“, meint Geschwill „denn jetzt in der Abenddämmerung werfen ihre langen Nasen einen großen Schatten, es sieht fast so aus, als würden sie miteinander tuscheln“. Die faszinierenden Geschöpfe entstammen ebenfalls der Phantasie des Künstlers, sind wetterfest und dem Material entsprechend einheitlich rostrot gefärbt. Wild und gefährlich wirken dagegen die Masken die aus alten, alltäglichen Gebrauchsgegenst
änden neu entstanden sind. Grobe Zacken der Sägeblätter werden ebenso verarbeitet wie Zubehör von Werkzeugen. Geschwill assoziiert damit Motive aus Schreckensmasken wilder Stämme der Vorzeit, die den Gegner lähmen und in Flucht und Panik versetzen sollten. Der Nachbarsjunge nimmt diese Aussagen eher gelassen. Ihn faszinieren die Grimassen.

Nicht minder beeindruckend, wenn auch eher für Erwachsene, sind die großformatigen neo-expressionisten Gemälde, die den Innenbereich des Hauses füllen. Von ihren wilden, dynamischen Farbkompositionen und ihrer abstrakten, manchmal „kosmischen“ Tiefe fühlen sich viele Besucher berührt.

Bereits zum zweiten Mal haben Gerhard Geschwill und seine Frau Steffi das Experiment gewagt und ihr Haus für eine Kunstausstellung geöffnet. Die vielfältigen Kunstobjekte von Timothy Wildhorse Salt sind noch am 6. und 7. Juli jeweils von 11 bis 18 Uhr in Bad Herrenalb am Buchenhain 3 zu sehen. Familie Güttner-Geschwill öffnet ihr Haus aber auch nach telefonischer Vereinbarung unter 07083/9?25?08?04.

Bericht und Fotos, Sabine Zoller

Herzlichen Dank 😉

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