Neues Heizwerk in Gaisburg könnte Ende 2018 fertig sein

Posted by Klaus on 27th Mai 2015 in Allgemein, In und um Gablenberg herum

Pressemitteilung EnBW

EnBW sieht Vorteile für Klimaschutz, Fernwärmeversorgung und Städtebau
Informationsangebot für Anwohner und interessierte Bürgerinnen und Bürger

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Umweltfreundlicher, moderner, kleiner: Der Kraftwerks- standort Stuttgart-Gaisburg soll sein Gesicht in den nächsten Jahren grundlegend verändern. Die EnBW präsentiert ihr Modernisierungskonzept in diesen Tagen dem zuständigen Ausschuss des Stuttgarter Gemeinderats, interessierten Verbänden und Institutionen. Für Anwohner und interessierte Bürger gibt es heute Abend (18 Uhr) eine Informationsveranstaltung im Kraftwerk. „Wir sehen in der Modernisierung drei große Chancen: für den Klima- und Umweltschutz, für die Sicherung der Fernwärmeversorgung und für die städtebauliche Entwicklung vor Ort“, erklärte Dirk Güsewell, Leiter der Portfolioentwicklung in der EnBW-Erzeugungssparte. Wenn alles nach Plan läuft, könnte Anfang 2017 mit dem Neubau begonnen werden. Frühestens Ende 2018 wären die neuen Anlagen dann fertig.

Heizwerk und Wärmespeicher
Im Mittelpunkt der Planungen steht der Neubau eines emissionsarmen und effizienten Gas-Heizwerks. Mit sechs Kesseln und einer Wärmeleistung von rund 210 Megawatt soll es die Rolle des heutigen, hauptsächlich mit Kohle befeuerten Heizkraftwerks übernehmen. Im Verbund mit den Anlagen in Münster, Altbach und in der Marienstraße leistet der Standort Gaisburg damit auch künftig insbesondere im Winter einen wichtigen Beitrag zur Fernwärmeversorgung für Stuttgart und das Neckartal bis nach Plochingen.

Weil die alten Kessel bis zur Inbetriebnahme der neuen weiterlaufen müssen, entsteht der Neubau auf einem jetzt weitgehend freien Teil des Standorts. Er fällt erheblich kleiner aus als die bestehenden Anlagen: Ragen die Schornsteine des Heizkraftwerks heute zum Beispiel noch 160 und 125 Meter in den Himmel, rechnet die EnBW für das neue Heizwerk mit weit darunter liegenden Werten. Auch die eigentlichen Betriebsgebäude – heute rund 50 bis 60 Meter hoch – werden deutlich niedriger.

Eine sinnvolle Ergänzung des Fernwärmesystems bildet der zusätzlich geplante Wärmespeicher. In der Anlage können – wie in einer Thermoskanne – bis zu 300 Megawattstunden (MWh) Energie „zwischengelagert“ werden – ein guter Puffer, wenn zum Beispiel bei der Stromerzeugung in Altbach und Münster überschüssige Wärme entsteht oder umgekehrt eine Reserve für die Erzeugungsanlagen gebraucht wird. Zum Vergleich: Mit dem Speicherinhalt könnte Stuttgart je nach Wetterlage bis zu 15 Stunden mit Fernwärme versorgt werden.

Effiziente KWK-Anlage
Dritter Baustein der Modernisierungskonzepts ist eine kleinere Anlage zur gleichzeitigen Erzeugung von Strom und Wärme (Kraft-Wärme-Kopplung, KWK). Nach der aktuellen Planung besteht sie aus drei Gasmotoren mit einer Leistung von insgesamt 30 Megawatt Wärme und ebenfalls 30 Megawatt Strom. So könnte die KWK-Anlage das neue Heizwerk bei der Fernwärme-Produktion ergänzen und zugleich Strom einspeisen. Ob diese Komponente auch tatsächlich umgesetzt werden kann, hängt allerdings von den energiewirtschaftlichen Rahmen-bedingungen ab. „Unser Ziel ist die Umsetzung des Gesamtkonzepts. Die EnBW wird die KWK-Anlage deshalb auf jeden Fall im anstehenden Genehmigungsverfahren mitbetrachten“, unterstrich Projektleiterin Diana van den Bergh. Sowohl das Heizwerk als auch die KWK-Anlage arbeiten hocheffizient: Der Nutzungsgrad der eingesetzen Energie beträgt bis zu 90 Prozent. Eine neue Station zur Übergabe der erzeugten Wärme an das Fernwärmenetz rundet das Konzept ab. Das neue Anlagenkonzept bietet beste Voraussetzungen, um künftig auch erneuerbare Energien (z.B. Solarthermie oder Abwärme) in das System zu integrieren und eine Verknüpfung von Nah- und Fernwärme herzustellen.

Deutlich niedrigere Emissionen
Für Umwelt und Klimaschutz ergeben sich durch die Modernisierung eine Reihe von Vorteilen: So werden die Emissionen des Klimagases CO2 um bis zu 60.000 Tonnen im Jahr sinken, weil die Energie künftig effizienter und mit Erdgas statt mit Kohle erzeugt wird. Zum Vergleich: Für dieselbe CO2-Einsparung müssten zusätzlich 60.000 Stuttgarter Bürger vom Auto auf Bahn oder Fahrrad umsteigen. Der Ausstoß von Feinstaub und Schwermetallen entfällt vollständig; auch Schwefeldioxid (SO2) wird künftig noch weniger freigesetzt. Da die Bildung von Stickoxiden (NOx) unabhängig vom verwendeten Brennstoff ist – sie entstehen durch die Oxidation des in der Luft enthaltenen Stickstoffs –, sind in diesem Bereich keine großen Veränderungen zu erwarten. Insgesamt wird die Umweltzone Stuttgart durch das Projekt erheblich entlastet. Die Auswirkungen auf die Immissionen (also wo sich die verbliebenen Stoffe niederschlagen) werden im Verlauf des Genehmigungsverfahrens detalliert geprüft; die Ergebnisse fließen in die technische Planung ein.

Zeitplan und Investition
Und so sieht der Zeitplan aus: In der laufenden Planungsphase stellt die EnBW das Projekt Bürgern, Gemeinde- und Bezirkräten, Umweltverbänden sowie weiteren Interessengruppen vor. „Wir werden jetzt wie auch im ganzen Verfahren transparent arbeiten und uns allen Fragen stellen“, unterstrich Dirk Güsewell. Die Rückmeldungen fließen in das formelle Genehmigungsverfahren ein, das voraussichtlich in diesem Sommer startet. Erst wenn alle Genehmigungen vorliegen, will die EnBW eine endgültige Investitionsentscheidung fällen – dies könnte Ende 2016 der Fall sein. Die meisten Bauarbeiten würden dann in den Jahren 2017 und 2018 erfolgen. Abhängig von der technischen Ausführung – insbesondere der Realisierung der KWK-Anlage – rechnet die EnBW derzeit mit einer Investitionssumme von bis zu 75 Millionen Euro. Das Heizwerk als größter Teil des Projekts ist dabei von den Unwägbarkeiten des Strommarkts unabhängig: „Der Fokus der Investition liegt auf der Fernwärme als umweltfreundliche und kostengünstige Wärmeversorgung im Ballungsraum“, betonte Diana van den Bergh.

Städtebauliche Perspektiven
Mit rund 5.000 Quadratmetern nehmen die neuen Anlagen nach jetziger Planung deutlich weniger Fläche in Anspruch als die bisherigen. Allein die freiwerdende Kohlehalde entlang der Bundesstraße B10 umfasst rund 75.000 Quadratmeter; hinzu kommen möglicherweise die Flächen, auf denen die heutigen Anlagen stehen. Diese Gebäude könnten nach Inbetriebnahme des neuen Heizwerks zurückgebaut werden. „Dadurch entstehen städtebauliche Chancen, die eine ausführliche Diskussion in der Stadt verdienen und in die wir uns gerne einbringen“, erklärte Dirk Güsewell.

Zusätzliche Informationsangebote
Auch nach den aktuellen Gesprächen stellt die EnBW laufend Informationen bereit: Unter www.enbw.com/gaisburg ist ab heute eine eigene Internetseite zum Projekt in Gaisburg online. Außerdem kann man unter der Telefonnummer 0800 3629 428 oder mit einer E-Mail an die Adresse gaisburg@enbw.com Fragen stellen und Anregungen geben. „Wir als Projektteam sind mit viel Herzblut bei der Sache und kommen deshalb auch gerne mit allen Interessierten ins Gespräch“, betonte Diana van den Bergh.

Hintergrundinformation: Das heutige Heizkraftwerk in Stuttgart-Gaisburg
Zusammen mit den Heizkraftwerken in Münster und Altbach sowie dem Heizwerk Marienstraße versorgt die derzeitige Anlage in Gaisburg seit über 60 Jahren rund 25.000 Haushalte, 1.300 Firmen und 300 öffentliche Einrichtungen in Stuttgart und Umgebung mit kostengünstiger und umweltschonender Fernwärme. Das Heizkraftwerk Gaisburg deckt dabei vor allem Zeiten mit hohem Bedarf im Winter ab und dient als Reserve für die beiden größeren Standorte. Derzeit sind noch ein kohlebefeuerter und zwei ältere, gasbefeuerte Kessel sowie Gegendruckturbinen in Betrieb; weitere Anlagen sind bereits stillgelegt. Insgesamt erreicht das Heizkraftwerk eine Wärme-Leistung von rund 270 Megawatt.

Foto, Die ausgegrauten Flächen und Gebäude stehen nach Inbetriebnahme der neuen Anlagen (dunkelgrau) für andere Nutzungen zur Verfügung (Foto: Maier-Gerber Luftbild / Montage: EnBW).

2 Responses to “Neues Heizwerk in Gaisburg könnte Ende 2018 fertig sein”

  1. Detlef sagt:

    Na, dann wünsch ich mal viel Vergnügen bei der Altlastsanierung von 75000 Quadratmetern ehemaliger Kohlenhalde.
    Grüße
    Detlef

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